Daguerreotypie

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Ihre Absätze klapperten, als sie zielstrebig über den Parkettboden der kleinen, unabhängigen Kunstgalerie schritt. Es war später Morgen, Mitte November, und sie hatte fast den Platz für sich. Sie hatte viel Zeit und Raum, um sich an den Exponaten zu erfreuen, aber sie war nur für ein kleines Foto da. "Une fleur de Crteil", Emile, Daguerreotype, Paris 1847, enthüllte das Schild neben dem mit Samt ausgekleideten Etui mit der Fotografie; ein schimmerndes Spiegelbild einer jungen Frau, die nackt auf einer Couch liegt und von einem fast unsichtbaren Liebhaber gefickt wird. Die gestochen scharfe Klarheit der Objekte, die die Liebenden umgaben: Der abgenutzte Teppich und die unterernährten Aspidisten standen in starkem Kontrast zu ihren ätherischen Formen.

Die junge Frau auf dem Bild war mühelos schön. Ihre nackte, wohlgeformte Form war damals vielleicht modischer als heute. Ihre Linien wurden durch kleine Bewegungen weicher, als das Bild aufgenommen wurde. Feste, pralle, jugendliche Brüste, ihre Brustwarzen einfach hellgraue Ovale.

Es gab keine sichtbaren Hinweise darauf, dass die Messingklammern sie für etwa fünfzehn Minuten der für den Prozess erforderlichen Belichtung sicher an Ort und Stelle gehalten hatten. Vor der Kamera standen ihre Augen weit offen und gleichzeitig fest geschlossen. Ihre Rosenknospenlippen teilten sich und waren doch versiegelt. Ihre Hände ruhten auf der Armlehne der Couch über ihrem Kopf. Ihre weichen Schenkel spreizten sich, um seinen gespenstischen Oberkörper aufzunehmen.

Von ihm war kaum etwas zu sehen, als eine rauchige Verwirrung der Undurchsichtigkeit über ihr. Sein rechter Unterarm war deutlich zu sehen und ruhte auf der polierten Holzstange auf der Couch. Seine Finger kräuselten sich fest darum. Es gab vier gespenstische Eindrücke von seiner linken Hand in unterschiedlicher Klarheit - einer packte deutlich ihre fleischige Hüfte, ein anderer hielt ihr Handgelenk. Sein linker Fuß stand fest auf dem Teppich, sein Bein verblasste in der wirbelnden Bewegungswolke zwischen ihren Beinen.

Dies war kein eingefangener Moment - eher ein eingefangener Traum, eine Fantasie, ein Wunsch. Ein Erlebnis, das auf einem dünnen Kupferblech für immer gefangen ist. Sie starrte auf das Bild an der Wand der Galerie und entfernte sich unweigerlich vom herbstlichen London zur Pariser Mansarde des Fotografen. Schwüle unter der Julisonne, die durch die Glasdecke strömt. Der Lärm der belebten Straßen dringt durch die offenen Fenster.

Die Luft ist dick mit einer berauschenden Mischung aus Chemikalien, Schweiß und Sex. Ihr leuchtender Körper war nackt und an die von Motten gefressene Couch geklemmt. Er powerte zwischen ihren Schenkeln und nahm ihr, was er brauchte. Sie atmete etwas tiefer und fühlte sich deutlich wärmer, als sie sich die rohe, tierische Lust seiner Handlungen vorstellte. Ihr Körper reagierte, als wären seine Hände wirklich auf ihr.

Sie griff nach ihrem Handy in ihre Handtasche und sah sich verstohlen um, ob jemand sie beobachtete. Sie fuhr mit den Fingern über den Bildschirm und zoomte hinein, um das Bild perfekt einzugrenzen. Sie schoss, tippte schnell eine Nachricht ab und innerhalb weniger Sekunden befand sich das Bild auf der anderen Seite der Welt.

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